3200 Kilometer auf dem Pferderücken durch die Mongolei
- Regula Sandi
Nirgends erfährt man die endlose Weite, die Ruhe und die Ursprünglichkeit der Natur in solch geballter Kraft wie bei einem Pferdetrekking in der Mongolei – und spendet dabei noch für einen guten Zweck. 13 Reiterinnen haben am wohl längsten Wohltätigkeitsritt der Welt, dem „Great Mongolian Ride“, teilgenommen und dabei Geld für die Zahngesundheit mongolischer Kinder gesammelt. 3200 Kilometer über hohe Berge und durch endlose Steppe. Ein Erfahrungsbericht.
Wir befinden uns im äussersten Westen der Mongolei, fernab der Zivilisation, im Altai-Gebirge auf 3000 Meter über Meer. Hier beginnt der „Great Mongolian Ride“. Nebelschwaden ziehen über die Hochebene, wo unsere Pferde grasen. Es ist kalt. Mit klammen Fingern greifen wir die Zügel unserer Reittiere, welche uns fortan jeden Tag ein Stück weiter Richtung Osten tragen. „Jaui“ rufen Sumbe und Baagii, unsere mongolischen Guides, mit einer Handbewegung Richtung Horizont. Das Zeichen zum Aufbruch.
Die Organisation behandelt Kinder, die auf anderem Weg keinen Zugang zu zahnmedizinischer Betreuung haben, unterrichtet sie in Mundhygiene und klärt über den Zusammenhang von Ernährung und Zahngesundheit auf. Aus dem Engagement für die Zahngesundheit der Kinder und der Faszination für Pferde ist die Idee zum Wohltätigkeitsritt quer durch die Mongolei entstanden. Zusammen mit dem lokalen Familienunternehmen „Saraa’s Horse Trek Mongolia“ stellte Schmidt-Corsitto, selbst eine begeisterte Reiterin, eines der grössten Abenteuer für Pferdeliebhaber aus der ganzen Welt auf die Beine.
Zuerst im Schritttempo, dann im Trab bewegen wir uns durch die wolkenverhangene, mystisch wirkende Gebirgslandschaft, in der auch Wölfe und Bären beheimatet sind. Wir sitzen auf kleinen, stämmigen Mongolenpferden. Die Tiere sind äusserst genügsam und verfügen über eine enorme Ausdauer. Wie die Guides reitet Gabriella Schmidt-Corsitto auf einem traditionellen mongolischen Sattel. Dieser ist aus einem Holzgestell gefertigt, das mit feinem Stoff überzogen ist. Rechts und links prangen kunstvolle Ornamente. Wir sitzen auf russischen Sätteln aus Leder.
Immer tiefer tauchen wir in die Landschaft ein. In der Ferne schiebt sich ein Gletscher wuchtig durch ein Tal zwischen hohen, schneebedeckten Bergen. Fast wähne ich mich in der Schweiz. Wenn da rechts und links von mir nicht die braunen, beigen, grauen und gescheckten Pferderücken wären. Wir sind mit einer Herde von 23 Pferden unterwegs. Dicht aneinandergedrängt traben sie neben uns her. Die Reittiere werden jeweils von den Guides mit einem Lasso eingefangen. Die anderen laufen frei mit. 50 Kilometer legen wir durchschnittlich an einem Tag zurück. Manchmal sind es auch mehr und wir reiten bis in den Abend hinein. Dort, wo es genügend Gras und Wasser für unsere Pferde gibt, schlagen wir unsere Zelte auf.