Tanz der schwarzen Perlen

Eine lange, gewellte Mähne, glänzend schwarzes Fell und viel Ausdruck in den Augen – das sind die Friesen. Ein solches Pferd ist imposant. Wenn neun von ihnen einen gemeinsamen Tanz vollführen, ist das eine Augenweide. Für solche Momente sorgen die Friesian Dream Dancers.

Aus entgegengesetzten Richtungen reiten die beiden Ateilungen aufeinander zu und aneinander vorbei. Und wie nun der Spitzenreiter neben dem letzten Reiter ist, reiten alle gleichzeitig gegeneinander eine Volte, umkreisen sich und reiten nach vollendeter Volte geradeaus weiter in den ursprünglichen Abteilungen. «Rosengarten» wird diese Figur genannt und ist eine der grossen Herausforderungen im diesjährigen Programm der Friesian Dream Dancers. «Das Timing, die Konzentration und die Zusammenarbeit stehen bei dieser Übung an oberster Stelle. Alle müssen sekundengenau abwenden, im selben Tempo eine gleich grosse Volte reiten, dabei auf seinen Partner wie auf das Reiterpaar davor achten und dann gleichzeitig wieder auf der Geraden ankommen», führen Nicole Voser, Gründerin der Gruppe, und Jackie Hamzai aus.

Eigene Ideen einbringen
Aktuell handelt es sich bei den Friesian Dream Dancers um eine Gruppe von neun Reiterinnen mit ihren Friesen, die sorgfältig einstudierte Quadrillen an Anlässen präsentieren. Ideen für die verschiedenen Übungen bringen die Mitglieder dabei selber ein und testen sie in der Gruppe. Die Choreografie wird zuletzt von der Trainerin Simone Strümpel zusammengestellt. Dabei muss sie verschiedene Faktoren beachten: In erster Linie müssen die Übungen funktionieren und jedes Paar muss wissen, wann es wo was machen muss. Da sie mit dem Lebewesen Pferd arbeiten und nicht mit einer Maschine, ist auch immer zu beachten, dass die Tiere gut miteinander klarkommen. Bei einigen Übungen muss sehr eng nebeneinander geritten werden, bei anderen reitet man sogar aufeinander zu. Die oben genannten Faktoren stellen allgemein eine grosse Herausforderung beim Reiten einer Quadrille dar.

Bei den Trainings muss immer konzentriert und motiviert gearbeitet werden, damit die Gruppe zu einem eingespielten Team wird. Sobald das Programm steht, liegt die grösste Challenge in den Details. Gemeint sind damit die Abstände, das Tempo und die Koordination. «Ausserdem ist es nicht ganz einfach, in einer Gruppe alle drei bis vier Wochen einen Termin fürs Training zu finden.»

Guter Teamgeist wichtig
«Eine gewisse dressurbasierte Grundausbildung muss bei einem Pferd, welches bei den Friesian Dream Dancers mitlaufen soll, vorhanden sein. Es muss mit verschiedenen Schauplätzen und Böden, lauter Musik, Menschenmengen oder Turniersituationen klarkommen», so die Meinung der Gruppenmitglieder Nicole Voser und Jackie Hamzai. Ausserdem müsse das Tier gut sozialisiert sein, es müsse eng vor, hinter und neben anderen Pferden problemlos reitbar sein. «Stuten müssen mit Hengsten in der Nähe auskommen und Hengste ebenso mit rossigen Stuten. Wir haben in der Gruppe aktuell zwei Hengste, der dritte steht bereits in den Startlöchern. Auch zwei Stuten sind Teil unserer Gruppe.» Doch auch die zweibeinigen Mitglieder müssen ein paar Bedingungen erfüllen: Reiter und Pferd müssen gewillt sein, sich stetig zu verbessern. Die regelmässige Teilnahme an den Trainings und auch Auftritten sei ein Muss, haben die Friesian Dream Dancers festgelegt.

«Ausserdem ist es uns sehr wichtig, dass ein Mitglied auch gut in unser Team passt. Der Zusammenhalt bedeutet uns sehr viel. Ich glaube, ich spreche für das ganze Team, wenn ich sage, die Gruppe ist mittlerweile unsere zweite Familie geworden», ergänzt Nicole Voser. Um ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammenzustellen, sind sechs bis acht Pferd-Reiter-Paare erwünscht. Die Gruppe sei bedingt durch gesundheitliche Ausfälle auch schon zu viert aufgetreten: «Da haben wir das Programm innert wenigen Minuten entsprechend umgestellt und angepasst. Es braucht Flexibilität, Ideenreichtum und Motivation, um in solchen Momenten professionell zu agieren.» Aktuell besteht die Gruppe aus neun Paaren, einige bereiten schon ihre Nachwuchspferde vor.

Wie alles begann
Gegründet hat die Gruppe Nicole Voser. «Ich hatte schon lange mit dem Quadrillenreiten geliebäugelt. Bei meinem ersten Reitlehrer als Teenager haben wir häufig zur Auflockerung der Dressurstunde ein kleines Quadrillenprogramm geritten. Ich fand das damals toll und die Idee für eine eigene Quadrille kam bei mir in meinem Hinterkopf auf, als ich mir meinen ersten Friesen gekauft habe», erzählt Voser zur Gründung der Friesian Dream Dancers. Über die Plattform Facebook habe sie dann Kontakte zu anderen friesenbegeisterten Reiterinnen und Reitern aus der Region geknüpft, worauf bald ein erstes Training stattgefunden habe. Seither wachse die Gruppe jährlich weiter.

Der allererste Auftritt sei ihr besonders in Erinnerung geblieben, meint Jackie Hamzai, Mitorganisatorin im Team, seien doch alle dermassen nervös gewesen. Jedoch gab es auch andere Momente, die besonders emotional waren: «Der schönste Moment war, als wir bei einem Geburtstagsfest als Überraschung auftreten durften und Tränen und ein unglaubliches Lächeln in das Gesicht der Jubilarin zaubern konnten. Solche Momente vergisst man nie mehr.»

Das Team

Die Friesian Dream Dancers sehen sich als eine aufgestellte Truppe, die auch neben den Trainings und Auftritten zusammen etwas unternimmt, Kurse besucht, sich weiterbildet, Essen geht, an Friesenhengstkörungen in die Niederlanden reist und so weiter. Für nächstes Jahr ist mit einem Teil der Pferde ein Ritt am Strand der Ostsee geplant. Nach jedem Training setzt man sich zusammen, tauscht sich aus und geniesst das gemeinsame Hobby. Dank einem mittlerweile grossen Repertoire können viele verschiedene Showbilder gezeigt werden. Neben der üblichen Quadrille besteht auch die Möglichkeit für Pas de deux oder Pas de troix, die Arbeit am langen Zügel oder auch Zirkuslektionen. Aktuell setzt sich die Gruppe zusammen aus:

  • Nicole Voser, Organisation, mit Ravil fan Aurum und Gosse van Wiko  
  • Marion Lüthi mit Santos von der Schüpf, Nachwuchspferd: Quint van de Demro Stables  
  • Meret Martin mit Tilio; Nachwuchspferd: Lieuwe (Leo) van de Posthoeve  
  • Denise Hänggi mit Frids van de Koaimoune  
  • Fabienne Durrer mit «Jacky» Jackpot vom Bibertal  
  • Nicole Gurtner mit Blacky  
  • Yayita Bräske Pfiffner mit Zeppi
  • Corinne Steinmann mit Menno O.  
  • Chantal Gsteiger als Reserve mit Gosse van Wiko von Nicole Voser  
  • Catherine Licata (Cat) mit Zipp van de Zonnbloem, Ster – pausiert, da Zipp gesundheitlich nicht fit.  
  • Simone Strümpel, Trainerin  
  • Marc Voser, zuständig für Technik, Musik und Fotografie
  • Jackie Hamzai, Helferin  
Leider können wir aktuell nicht üben, da sich coronabedingt nur maximal 5 Personen treffen dürfen. Wir hoffen aber, dass das bald wieder möglich sein wird. Wir freuen uns auch immer wieder über Reiterinnen und Reiter, die Interesse hätten, Teil des Teams zu werden. Anfragen dazu können über unsere Facebook- oder Webseite gemacht werden.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Zweitpublikation.

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