Einen gemeinsamen Weg gehen
- Chantal Kunz
Eveline Wiget hat in den letzten zwölf Jahren über 1000 Pferde und ihre Besitzerinnen und Besitzer mit ganzheitlicher Körperarbeit, energetischer Osteopathie und Coachings begleitet. Durch ihre Weiterbildungen hat sie sich persönlich selber entwickelt und möchte dies auch weiter vorantreiben. Sie ist überzeugt, dass man als Pferd-Reiter-Paar einen gemeinsamen Weg gehen sollte und so beide wachsen können.
Durch ihre Aus- und Weiterbildungen hat Eveline Wiget nun das therapeutische, also körperliche, wie auch mentale Wissen, um Pferd und Mensch von Blockaden zu lösen und die Paare auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. «Ich habe gemerkt, was es heisst, mit meinem Körper und meinen Gedanken zu arbeiten, um eine gute Beziehung zu meinem Pferd aufzubauen. So merke ich bewusster, was brauche ich in diesem Moment, was braucht mein Pferd in diesem Moment», erzählt die Zürcher Oberländerin. Nur mit guter Kommunikation mit dem Pferd kann eine entspannte und vertrauensvolle Beziehung entstehen, fügt sie an.
«Ich merke auch, dass es jetzt an der Zeit ist. Es sind viele Ängste und Selbstzweifel bei den Menschen da. Aber sie sind auch offener, um an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Ich möchte die Menschen unterstützen, damit sie sich darauf verlassen können, dass sie wissen, was gut für ihr Pferd ist. Meistens wissen wir es ja eigentlich schon, wir werden einfach abgelenkt und verunsichert. Ich will die Leute in ihrem Herzenswissen stärken.» Dies setzt Eveline Wiget mit Coachings in Verbindung mit energetischer Körperbehandlung um, beim Pferd, beim Menschen oder bei beiden. «Mir ist es wichtig, das ganzheitliche anzuschauen.»
Wissen aneignen
Deshalb hat Eveline Wiget auch Aus- und Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen gemacht. «Dazu gekommen bin ich durch mein erstes Pferd Jonny. Er hatte mit meiner Reiterin einen schweren Sturz, wodurch ich Massagetechniken erlernt habe. Ich wollte es nicht nur dem Therapeuten überlassen, sondern auch selber etwas machen.» Anschliessend hat sie dann die Ausbildung zur Pferdekinesiologie absolviert, welche unter anderem energetische Osteopathie, lösen von seelischen Blockaden und die Lehre der Schüsslersalze beinhaltet. Später ist die Weiterbildung zur Craniosacraltherapie, Tierkommunikation, Equinehealign und vieles mehr dazugekommen. «Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass die Therapien den Pferden helfen, schlussendlich aber doch immer wieder die gleichen Thematiken da sind. Deshalb habe ich mich reiterlich weitergebildet, beispielsweise mit Bewegungstrainings von Eckart Meyners. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr mein Körper das Pferd beeinflusst und teilweise stört.» So wollte Eveline Wiget ihre eigenen Selbstzweifel, ihren Stress und ihre Ängste loswerden und hat sich persönlich weiterentwickelt. Ihr Pferd Jonny musste sie im Alter von 22 Jahren gehen lassen. Dann kam Faldero. «Zuerst wollte ich mit ihm so weitermachen, wie mit Jonny. Doch ich habe gemerkt, dass ich ihn damit überfordere. Mein Pferd hat mir also gezeigt, dass ich nicht immer routinemässig einen Ablauf abspielen soll, sondern der Energie folge und erkenne, was mein Pferd gerade braucht, oder auch was ich gerade brauche.» Dazu habe sie sich selber aber wieder vertrauen müssen. «Ab diesem Moment hat auch unsere Beziehung zu fliessen begonnen.»
Oft haben wir unsere Vorstellungen und Gedanken, was wir mit unserem Pferd machen sollen. Aber ist das überhaupt für beide das Richtige? Haben beide Spass dabei oder macht man es einfach routinemässig? «Das hat nichts damit zu tun, dass das Pferd frech oder faul sein darf. Sondern damit, dass ich wahrnehme, ob es überfordert ist oder nicht.»
Bewusst wahrnehmen
Wichtig sei, dass man das Pferd als Persönlichkeit wahrnimmt. Das beginnt schon bei der Begrüssung. «Man spürt, wie man selber drauf ist, was man aussendet und in was für einer Verfassung sich das Pferd befindet. Mein Faldero lernte mir auch, wie er berührt werden möchte. Putzen war lange einfach Routine. Er ist sehr anständig, aber hat dann begonnen zu zwicken oder das Bein heben. Ich habe dann bemerkt, dass es für ihn teilweise einfach zu viel Druck war oder die Bürste zu grob.» So habe sie selber gelernt, mehr mit dem Pferd zu kommunizieren und der Wallach hat bemerkt, dass er auch kommunizieren darf.
«Es ist wichtig, auch sich selber wahrzunehmen. Wie soll ein Pferd entspannt und losgelassen unter mir traben, wenn ich völlig gestresst und verspannt bin? Ich habe begonnen, mich der Situation anzupassen und mich auf das Positive zu fokussieren. Auch wenn wir einen schlechten Tag haben, einen positiven Moment haben wir mit den Pferden immer und können dankbar sein. Ebenfalls braucht es viel Vertrauen, nur so kann ein Pferd losgelassen sein und sich mir anlehnen. Das alles ist für mich der Schlüssel für eine starke, vertrauensvolle Beziehung zu mir selber, aber auch zum Pferd.»
- Ein Video über das energetische Putzen folgt demnächst unter «Übung der Woche»
Coaching für Ross und Reiter
Konkret heisst das, wenn jemand nicht weiterkommt oder immer an dasselbe Problem gerät, erzählt er dies zuerst, damit sich Eveline Wiget ein Bild machen kann. Dies geht online oder vor Ort. «Wir schauen dann, ob wir eine systemische Aufstellung (Mensch und Tier stellen sich auf, um die Beziehungsstrukturen abzubilden und zu erkennen) machen oder sich die Themen bereits im Gespräch herauskristallisieren.»
Dabei sehe man, was das Pferd braucht, was der Mensch mitbringt, was der Reiter braucht oder was erarbeitet werden kann. Es kann sein, dass der Mensch ein grosses Thema hat, das gelöst werden sollte, damit auch das Pferd wieder Blockaden lösen kann. Jedoch können auch Pferde Themen mitbringen, aus deren Vergangenheit oder schon aus der Zucht. «Mir ist wichtig, dass ich Blockaden lösen kann, dann aber Tipps mitgebe, wie das Paar selber weiterarbeiten kann. Vielleicht brauchen sie dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder einen Impuls in Form eines Coachings oder einer Therapie von mir», erklärt Eveline Wiget.
Offen sein
Das Ganze ist ein neues Gebiet für viele Leute, sie müssen es zuerst kennenlernen. Dazu sei es von Vorteil, wenn das erste Coaching live stattfände, so Wiget. Jedoch könne es sein, dass jemand schnell Hilfe braucht, dann eigne sich ein Coaching über Telefon oder Videokonferenz sehr gut. «Wenn wir vor Ort arbeiten, ist es einfach schön zu sehen, wie die Pferde den Menschen spiegeln. Dann sieht man ein Ergebnis oft sofort.» Auch mit den Pferden kann die vielseitige Therapeutin aus der Ferne arbeiten. Dies ist aber nicht dasselbe wie Tierkommunikation, obwohl dies ein Teil davon ist. «Bei der Arbeit aus der Ferne kann ich Blockaden analysieren und diese lösen.» Für Eveline Wiget ist es wichtig, offen zu sein, ob für verschiedene Trainingsansätze, neue Impulse im Sinn von neuen Materialien oder neue Ideen. «Seit ich mich so auf mein Pferd einlassen kann, ist er mein Coach geworden. Die Pferde leben im Moment und das wollen sie uns lehren. Sie wollen, dass wir uns voll und ganz auf die Situation einlassen und nicht daran denken, was wir noch einkaufen müssen, was im Büro schlecht lief oder wie gestresst wir sind.»
«Mein Ziel ist ein Miteinander mit dem Pferd, dass wir Spass zusammen haben und den Weg gemeinsam gehen.»