Raus aus der Komfortzone

Erinnert ihr euch noch, als ihr das erste Mal auf dem Pferd gesessen habt? Als ihr das erste Mal ein Cavalletti springen solltet? Der erste Ausritt in die grosse weite Welt ausserhalb der sicheren Reithalle? Irgendwann war es mal das erste Mal. Ich weiss noch, wie ich vor Ambivalenz zwischen Angst, Aufregung und Faszination nur so vibrierte, als ich zusammen mit anderen Kindern das erste Mal in der Gruppe in den Wald ritt. Wie war ich stolz, als wir alle glücklich und strahlend wieder in den heimatlichen Stall zurückkehrten! Doch ich habe damals meine Komfortzone verlassen und mich getraut.

Der Gedanke an einen Ausritt kann schon die Komfortzone herausfordern. Bilder: Christine Lang

Als Kinder haben wir nur einen Wunsch: wir wollen etwas lernen. Wir wollen die Welt erleben und unsere Grenzen testen. Wir haben Vorbilder und um so zu werden wie sie, probieren wir immer wieder neue Dinge aus. Wenn es gut geht, machen wir weiter. wenn es schief geht, stehen wir wieder auf und fangen nochmals an – bis es geht. Aber je älter wir werden, und je mehr Erfahrungen wir im Leben machen, umso öfters ertappen wir uns dabei, uns auf einmal nicht mehr zu trauen, etwas Neues anzufangen. Auf einmal haben wir Angst: uns zu blamieren, Fehler zu machen, uns weh zu tun, eine Situation nicht mehr unter Kontrolle zu haben, Unbekanntem ausgesetzt zu sein. Dann ist es soweit: Willkommen in der Komfortzone!

Hinter der imaginären Grenze meiner Komfortzone beginnt das Lernen.

Was ist die Komfortzone?

Komfortzonen schafft sich jeder selbst. Sie sind psychologische Gärten, in denen wir uns in unserem Gartenstuhl einigeln, hinter dessen Zäunen jedoch Gefahr lauert. Und wer begibt sich schon gern in Gefahr? Jeder von uns hat viele dieser Komfortzonen. Dort kennen wir jeden Grashalm, wir sind sicher
und können uns ungestört bewegen. Wenn wir uns besonders wohl in einem solchen Garten fühlen, sind uns die Zäune egal, denn wir wollen sowieso nicht auf die andere Seite. Aber aus anderen Gärten möchten wir weiterziehen. Auf die andere Seite des Zauns, aber der entpuppt sich als Betonmauer mit Selbstschussanlage. Zumindest gefühlt! Je nach Persönlichkeit, Erziehung und Lebenserfahrungen sind unsere individuellen Komfortzonen kleiner oder grösser und die Gartenzäune eher vom Typ Grasstreifen oder Betonmauer. Die Mutigen
unter uns tendieren dazu, die Gartenzäune niederzureissen. Die Ängstlichen dagegen geben immer mehr ihres Gartens auf. Der Gartenzaun wird zu undurchdringlicher Hecke oder Betonmauer. Fakt ist aber:

• Wir haben die Komfortzone selbst gebaut, also können wir sie auch umbauen
• Lernen und persönliche Weiterentwicklung findet nur ausserhalb der Komfortzone statt

«Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer dort, wo er schon ist»

Reitsport und Komfortzonen

Wer mit Pferden arbeitet, bewegt sich täglich in der Nähe des Gartenzauns seiner Komfortzone. Ausser ich bin Profi und habe alle (un)möglichen Situationen mit Pferden bereits erlebt und gemeistert, fordert mich mein Vierbeiner regelmässig dazu auf, meinen gemütlichen Gartenstuhl zu verlassen. Natürlich kann ich, wenn ich ein eher ängstlicher Mensch bin, die Arbeit mit meinem Pferd so gestalten, dass wir beide möglichst sicher sind. Also ich bleibe in der Halle oder auf dem Platz, gehe lieber spazieren mit meinem Pferd, anstatt drauf zu sitzen. Aber ganz ehrlich: ist dann nicht ein Hund die bessere Wahl? Angst, die uns daran hindert, unsere Komfortzone zu verlassen, ist bekanntlich ein schlechter Reiter und insgesamt ein schlechter Pferdemensch. 

Irgendwann muss man den Sprung ins Ungewisse wagen.

Unsere Vierbeiner erwarten von uns als ihr Leittier Sicherheit und Führung. Sonst sehen sie sich gezwungen, die Führung zu übernehmen und das endet meist in schlechten Erfahrungen, die unsere Komfortzone wiederum verkleinert und den Gartenzaun immer mehr zu Mauer werden lässt.
Viele Menschen, die mit Pferden arbeiten – und auch andere natürlich-, würden gern…. (Setze ein: Ausreiten, Springen, Geländereiten, usw.) wenn sie sich nur trauten und einen Weg sähen, die Betonmauer, die ihre Komfortzone umgibt, nieder zu reissen.

Um entspannt auf dem Pferd zu sitzen, muss man manchmal die Komfortzone verlassen.

Der Weg aus der Komfortzone

Es gibt eine gute Nachricht für diejenigen, die ihre Komfortzonen vergrössern wollen und den Schritt in die Lernzone wagen möchten: Lernen und Persönlichkeitsentwicklung beginnt gleich hinter dem Gartenzaun. Ich muss also keine Riesensätze machen, um erste Erfolgserlebnisse zu erhalten. Schon kleinste Löcher in meinem Gartenzaun erzeugen Lust auf mehr und hat man erst mal angefangen, den Zaun zu durchlöchern, steigt das Selbstbewusstsein und man macht automatisch weiter. Aber Vorsicht: zu grosse Schritte in die Lernzone können uns in die Panikzone katapultieren und da wollen wir nicht hin, und schon gar nicht zusammen mit unserem Pferd!

Vor einem flotten Galopp im Gelände scheuen viele Menschen zurück.

Schritt 1: Wähle deine Komfortzone, aus der du raus willst
Willst du raus aus deiner Komfortzone? Echt? Wirst du dich in 10 Jahren ärgern, wenn du sie nicht verlassen hast? Dann definiere klar, was du ändern willst, also z.B.: ich möchte bis in einem Jahr mein erstes B1 fehlerfrei reiten. Oder: ich möchte in der kommenden Saison auf 1,10m starten. Das Ziel sollte realistisch und erreichbar, aber klar ausserhalb des gemütlichen Gärtchens liegen. Es darf aber nicht sofort Panikattacken auslösen.

Schritt 2: Schaue erst mal zu
In diesem Schritt begeben wir uns wieder in unsere Kindheit, in der wir durch Zuschauen und Nachahmen gelernt haben. Diese Strategie ist eine der effektivsten zum Verlassen der Komfortzone. Dazu suchst du dir jemanden aus deinem Bekanntenkreis, der reiterlich auf ähnlichem Niveau wie du bist, der den Schritt zu deinem Ziel aber schon gemacht hat. Er hat es ja auch geschafft. Also kannst du es auch. Dem schaust du zu, wie er es macht. Du sprichst mit ihm und fragst ihn, wie er dahin gekommen ist. Und du definierst deine ersten kleinen Schritte, die du selbst ausprobieren wirst.

Schritt 3: Schreibe deine Sorgen auf
Bevor du nun gleich loslegst, Löcher in deinen Gartenzaun zu bohren, nimm dir Zeit, dich deinen Sorgen zu stellen. Auch dies ist eine sehr effektive Strategie, mit Ängsten umzugehen, denn so versuchst du nicht, deinem Angstgehirn den Mund zu verbieten (klappt nicht!), sondern du hörst ihm zu. Setz dich in Ruhe in und schreibe alle Ängste, Sorgen und Worst-Case Szenarien auf, die dir durch den Kopf gehen. Ja, das fühlt sich echt mies an! Aber es hilft, wenn du den nächsten Schritt auch noch machst.

Schritt 4: Visualisiere den Erfolgsfall
Schreib nun zu allen den Sorgen aus Schritt 3 den gegenteiligen Fall auf. Wie wirst du deinen ersten Baumstamm anreiten und erfolgreich überwinden? Sieh dir aus der Vogelperspektive oder als dein Vorbild (Schritt 2) zu, wie du zu all deinen Sorgen Antworten hast und deine ersten kleinen Schritte in die Lernzone souverän absolvierst. Was wird er/sie über dich sagen? Wie gut fühlt sich das jetzt an? Welche deiner Stärken setzt du hierbei ein?

Auch diese – sehr positiv formulierte – Visualisierung sollte niedergeschrieben werden, mit allen Gefühlen und mit all deinen Stärken. Die gilt es nun zu verinnerlichen

Schritt 5: Spring ab!
Einfacher gesagt als getan? Stimmt! Aber auch hier gibt es einen Trick, um das erste Loch in deinen imaginären Gartenzaun zu bohren: Erzähl jemandem, der dich unterstützt und an dich glaubt, was du vorhast, oder noch besser: nimm ihn gleich mit. Geteiltes Leid ist halbes Leid! Und geteilte Freude ist doppelter Stolz!

Schritt 6: Geniess das Lernerlebnis
Du wirst dich super fühlen, wenn du dein erstes Loch in deinen Gartenzaun gebohrt hast. Du wirst etwas gelernt haben. Vielleicht ist es nicht ganz so verlaufen, wie du es visualisiert hast, aber du hast den Sprung aus Deiner Komfortzone gemacht. Das allein ist ein Erfolg. Du wirst etwas gelernt haben. Und du wirst Lust auf den nächsten Schritt haben.
Und dann: dranbleiben! Möglichst zeitnah diese Erfahrung wiederholen und schrittweise die
Komfortzone erweitern.

Lust auf Unterstützung?

Mit einem professionellen Mental Coach kann dieser Prozess natürlich unterstützt, begleitet und beschleunigt werden. Aber kein Mental Coach kann aus einem Hasenfuss einen Draufgänger machen. Darum geht es aber auch nicht, sondern darum, dass du dein Potenzial entdeckst und Lust auf mehr bekommst: mehr von dir, von deinen Stärken und von den Möglichkeiten, die das Leben bietet, wenn du dich nur traust.

Lust auf Unterstützung?

Mit einem professionellen Mental Coach kann dieser Prozess natürlich unterstützt, begleitet und beschleunigt werden. Aber kein Mental Coach kann aus einem Hasenfuss einen Draufgänger machen. Darum geht es aber auch nicht, sondern darum, dass du dein Potenzial entdeckst und Lust auf mehr bekommst: mehr von dir, von deinen Stärken und von den Möglichkeiten, die das Leben bietet, wenn du dich nur traust.

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