Lenken mit der Stimme

Beim Fahren ist der Mensch weiter vom Pferd entfernt als beim Reiten. Doch die Kommunikation muss absolut sitzen und genau sein. Das sieht man besonders beim Marathonfahren. Bruno Meier erzählt, wie er mit seinen Pferden kommuniziert.

Der Bruno Meier wuchs in einer Rösselerfamilie auf. Seine Grosseltern führten einen grossen Bauernbetrieb. «Schon damals waren ständig Pferde um mich herum. Zuerst für die Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb, dann als Pensionspferde», erzählt Bruno Meier. Damals standen jedoch die Traktoren eher im Vordergrund. «Als ich 14 Jahre alt war, hat der renommierte Fahrer Thomas Scherrer sein Pferd bei uns in Pension gegeben.» Dies sei der Beginn seiner Fahrerkarriere gewesen: «Es ging nicht lange, da war ich vom Virus befallen.» Sieben Jahre lag war er Beifahrer bei Thomas Scherrer. Als dieser die Leinen an den Nagel hing, übernahm Bruno Meier sein Gespann. «Seit 2001 bin ich jetzt selbstständig unterwegs», sagt der Thurgauer. Obwohl er erfolgreich auch international unterwegs ist, sei und bleibe das Fahren für ihn ein Hobby.  Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer eines Recyclingbetriebes habe er nicht genügend Kapazität, um das Fahren professionell aufzuziehen.

Seine Pferde leben in Erlen in Vollpension. Drei der Vierbeiner laufen mit Bruno Meier vor dem Wagen, seine Frau besitzt ein Springpferd. Bruno Meiers Pferde gehören nicht ihm selber, sondern werden ihm zur Verfügung gestellt. «Der Besitzer ist gesundheitlich angeschlagen und hat sie mir zur Verfügung gestellt. Für mich ist das wie ein Sechser im Lotto.» Sein Gespann mit Eddie und Elton ist ein eingespieltes Team. «Die Pferde sind top und sehr einfach. Da bei mir der Faktor Zeit hoch gewichtet wird, kann ich nicht unendliche viele Trainingseinheiten einbauen. Wir müssen einfach zusammen funktionieren.»

Kommunikation ist alles

«Beim Reiten kann man mit den Beinen, dem Sitz, den Händen du der Stimme sowie mit der Gerte oder mit Sporen Kommandos geben. Beim Fahren haben wir nur die Stimme, die Leinen und die Peitsche. Daher ist die Stimme eine der wichtigsten Hilfen beim Fahren.» Daher werden die Pferde schon früh auf die Stimme trainiert. «Mit unserer Stimme müssen wir die Pferde beruhigen, motivieren, Gas geben und bremsen», erklärt Bruno Meier. Natürlich verstehen die Pferde den Inhalt des Gesagten nicht, aber sie können die Art, wie es gesagt wird, unterscheiden. «Wenn ich in der Dressur Mitteltrab möchte, motiviere ich sie über die Stimme.» Die Reaktion auf die Stimme wird ständig geübt: «Bei jeder Übung gebe ich das Stimmkommando und tippe die Pferde zusätzlich mit der Peitsche an. Irgendwann reicht dann die Stimme alleine.» Dann muss Bruno Meier nur noch den Namen des Pferdes sagen, und dieses biegt sich und er kann problemlos eine Wendung einleiten. 

Im Gelände sollen sich die Vierbeiner entspannen können. «Erst wenn wir wieder an ein Hindernis gelangen mache ich sie aufmerksam indem ich sage: ‘Buben, aufpassen!’» Dieses Kommando kennen die Wallache nur zu gut: «Ab diesem Kommando muss ich die Leinen gut festhalten, denn dann sind Eddie und Elton zu allen Schandtaten bereit.» Dann geht es ins Hindernis. «Beim Abwenden nenne ich den Namen des inneren Pferdes, so wissen sie genau, wo der Weg durchführt. Mit den Leinen sage ich ihnen nur noch, wie fest sie abbiegen sollen. Dem äusseren Pferd helfe ich mit Motivieren, damit er sicher bereit ist, um in der Wendung nachzukommen. Beim Verlassen des Hindernisses werde ich energisch, denn dann können sie einfach hinausrennen», erklärt Bruno Meier. Daran sieht man, dass die Stimme beim Fahren unabdingbar ist. «Ich bin aber eher leise, da hört man von aussen nicht sehr viel. Wichtig ist, dass die Pferde mich hören.»

Wichtig im Gelände ist aber auch der Beifahrer oder die Beifahrerin. Bei Bruno Meier ist dies seine Schwester oder seine Frau. «Nur ihnen traue ich voll und ganz und ich weiss, dass sie meine Pferde in- und auswendig kennen.» Der Ablauf bei einem Wettkampf ist immer derselbe und alle kennen ihn. «Wir gehen zusammen den Weg ablaufen und besprechen dabei gewisse Stellen.» Bruno Meier muss dann als Fahrer schauen, dass er auf der Linie bleibt. Die Beifahrerin sagt ihm den Weg aber ständig vor. Im Falle eines Blackouts wäre sie sonst viel zu spät mit Eingreifen. «Wenn ich also mal nicht mehr weiss, wo es langgeht, muss ich nur hinhören.» Sein nächstes Ziel ist die Weltmeisterschaft der Zweispänner, welche im September dieses Jahres in Holland stattfindet.

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