Claire Bodmer – auf dem Turnierplatz zu Hause

Die Pferde sind ihr Leben. Ob auf heimischem Reitplatz oder auf einem Turnier – Claire Bodmer ist mittendrin wo es nur geht. Während 30 Jahren war sie Wochenende für Wochenende auf der Jury an verschiedensten Turnieren und hat dabei viel erlebt.

Im August 1966 heiratete sie Armin Bodmer. Nachdem sie mit ihrem Mann 12 Kühe und später Mutterschweine auf ihrem Bauernhof in Esslingen (ZH) gehalten hat, begann 1968 die Umstellung auf Pferde. «Als ich ein paar Mutterschweine kaufen wollte, stand dort beim Anbieter ein Pferd auf der Weide. Er meinte, dieses sei auch zu haben. Und so fuhr ich mit meinem ersten eigenen Pferd nach Hause», erzählt Claire Bodmer. Diese Stute schenkte ihr mit der Zeit zwei Fohlen, welche die Zürcherin selber eingeritten hat. 

Mit der Zeit erweiterte sich der Pferdebestand mit Pensionspferden. Es kamen immer mehr Reitschüler auf den Betrieb und Bodmer legte die Prüfung zur Vereinstrainerin ab. Von da an gab sie Reitstunden und begleitete junge Reiterinnen und Reiter auf ihrem Weg zum Brevet oder an die Lizenz. «Bei uns hiess das damals noch Broncetest», sagte sie schmunzelnd. Selber ritt sie auf R2 zbd Military (R120, CC B3) und kannte daher auch schon viele aus dieser Szene. Dies erleichterte ihr auch den Einstieg in ihre Tätigkeit als Richterin und später Jurypräsidentin.

Auf dem Turnierplatz Zuhause

Das Amt als Richterin und Jurypräsidentin übte sie über 30 Jahre lang aus. Mit Leib und Seele sass sie auf der Jury und beobachtet die Reiterpaare ganz genau. Doch diese Ära ist nun zu Ende, da Claire Bodmer das Höchstalter erreicht hat und somit nicht mehr als Richterin/Jurypräsidentin zugelassen ist. «Für mich ist es ein Moment, den ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe. Natürlich ist das Aufhören eine einschneidende Veränderung in meinem Leben und ich habe die Tätigkeit immer voller Freude ausgeführt. Doch es ist schön zu sehen, dass sich junge Richter einsetzen wollen. Und für sie möchte ich nun den Platz freigeben.» 

Während ihrer Zeit als Richterin und Jurypräsidentin hat sie viel erreicht und bewegt. Begonnen hat alles 1988, als sie der damalige Jurypräsident der Springkonkurrenz Gossau ZH fragte, ob sie nicht die Ausbildung zur Richterin absolvieren wolle. «Nach kurzem Überlegen sagte ich zu. Von da an war ich fast jedes zweite Wochenende auf einem Concours anzutreffen», erzählt Claire Bodmer. Sie war gut aufgehoben, denn mit Alfred Büchi, Rolf Kasser, Ueli Honegger, Jean Tanner und Hero Tyarks hatte sie zwar strenge, aber sehr gut Lehrmeister. Ab diesem Zeitpunkt war es um die Zürcher Oberländerin geschehen und schon bald absolvierte sie die Richter-Prüfung. «Nach zwei weiteren Kursen und vielen Einsätzen konnte ich in Bern die Prüfung zur Jurypräsidentin ablegen.» 

Ihre Fähigkeiten als Jurypräsidentin konnte sie dann auch gleich unter Beweis stellen. Zu dieser Zeit wollten gleich mehrere Jurypräsidenten etwas kürzertreten, wodurch Claire Bodmer vielen Veranstaltern empfohlen wurde. «Da ich die meisten Leute kannte und auf vielen Plätzen Zuhause war, kam ‘nein’ sagen nie in Frage.» Des Öfteren wurde sie gefragt, wie sie das alles meistere – den Betrieb, das Reiten, die Tätigkeit als Jurypräsidentin. Darauf habe sie jeweils mit einem Lächeln geantwortet: «Das weiss ich selber nicht.» Aber es gefalle ihr und sie habe eine gute Familie, die Kraft dazu und sie sei gesund. Und so mache ihr das Ganze riesigen Spass.

Förderung der Jungen

Ein grosses Anliegen war Claire Bodmer immer die Förderung der jungen Richter. Eine gute Ausbildung sei ihr sehr wichtig, denn nur so sei später auch die Qualität entsprechend gegeben. «Unterdessen hat sich die Ausbildung auch etwas geändert, was meiner Meinung auch gut ist», sagt Claire Bodmer. Sie selber musste noch viel weniger Stunden auf der Jury absolvieren, damit sie die Prüfung ablegen konnte. Heute braucht es 40 Praxisstunden als Richterin bis zur Richterprüfung und 60 Praxisstunden für die Prüfung zur Jurypräsidentin. Dazu erfolgt jeweils eine Theorieprüfung. «Mit meiner ersten Auszubildenden sass ich bis dieses Jahr auf der Jury. Sie habe ich vor etwa 17 Jahren zur Richterin ausgebildet.»

Ein grosses Dankeschön

«Was mir besonders an der Arbeit als Richterin und Jurypräsidentin gefällt, sind die vielen Menschen, die ich kennenlernen durfte. Wie auch die guten Pferde und tollen Reiter, denen ich zusehen durfte», erzählt Claire Bodmer. «Ob nationale, regionale oder Brevetreiter – bei mir hatten sie alle die gleichen Rechte und auch Pflichten. Hauptsache war immer, dass sie die Pferde gut behandeln.» Natürlich gab es auch mal Unstimmigkeiten. Wenn sie als Jurypräsidentin Reiter zu sich rief, waren diese natürlich nicht immer nur einsichtig. Doch mit viel Ruhe und Geduld konnte Claire Bodmer die Situation immer lösen. «Der Umgang mit den Leuten ist sehr wichtig, das Zwischenmenschliche macht viel aus.» Für diese Begegnungen und den Austausch sei sie sehr dankbar. Auch für das Vertrauen, welches ihr die Veranstalter in all den Jahren entgegengebracht haben. «Es gibt viele verschiedene Berührungspunkte, was nicht immer einfach zu koordinieren ist. Jurypräsident, Veranstalter, Reiter, Parcoursbauer, Zeitmesser, Speaker, Sekretärinnen, Jurymitglieder – alle müssen zusammenarbeiten und haben ihre individuellen Anliegen. Dafür, dass dies eigentlich immer bestens funktioniert hat, bin ich überaus dankbar», sagt die 77-Jährige. Mit dem Ende des Amtes als Jurypräsidentin geht für Claire Bodmer persönlich auch eine Ära zu Ende. Eine Ära, die sie voll und ganz genossen hat. «Wenn ich auf einen Turnierplatz kam, wurde mir oft gesagt, dass die Sonne aufgehen würde, wenn ich komme. Oder am Ende der Veranstaltung hörte ich oft ein herzliches Dankeschön und der Wunsch, dass ich nächstes Jahr wieder mit dabei sei. Das gab mir sehr viel Freude und Zufriedenheit und ich ging immer mit einem Lächeln nach Hause.»

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