Impfungen bei Pferden
- Anja Ziehli
Einmal im Jahr kommt der Tierarzt und impft dein Pferd. Doch was passiert bei dieser Impfung genau? Und welche Impfungen sind sinnvoll? Wir sprechen in diesem Bericht darüber.
Was passiert bei einer Impfung?
Pferde haben wie alle Säugetiere ein Immunsystem, das sie vor Krankheiten schützen soll. Dieses bildet Antikörper und Abwehrzellen, um Krankheiten abzuwehren. Ist einmal ein Krankheitserreger in das Immunsystem des Pferdes gelangt, kann das Immunsystem sich ein Leben lang daran erinnern und diese erfolgreich bekämpfen. Die Impfung soll genau diese Fähigkeit hervorrufen. Der Impfstoff enthält nicht mehr aktive Krankheitserreger, welche eine Reaktion im Immunsystem auslösen und somit Abwehrstoffe produzieren. Bei einem tatsächlichen «Angriff» eines geimpften Erregers ist der Körper vorbereitet und kann die Krankheitserreger schnell abwehren.
Welche Impfungen sind in der Schweiz obligatorisch?
Impfungen sind in der Schweiz nur dann obligatorisch, wenn das Pferd oder Pony an einer offiziellen Veranstaltung des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport teilnimmt. Erforderlich dafür ist die Impfung gegen die Pferdegrippe, auch Equine Influenza genannt.
Ist dein Pferd noch nicht geimpft, muss zuerst eine Grundimmunisierung, bestehend aus drei Impfungen, stattfinden. Dafür gelten folgende Regeln:
- Erste Impfung
- Zweite Impfung: im Abstand von mindestens 21 und höchstens 92 Tagen nach der ersten Impfung.
- Dritte Impfung: im Abstand von maximal sieben Monaten nach der zweiten Impfung. Spezifisch wird von Immunologen empfohlen, die dritte Impfung nach zirka fünf Monaten durchzuführen.
- Auffrischung: nach maximal 365 Tagen
- Sperre/Turnierverbot: während sieben Tagen nach der Impfung ist es dem Pferd verboten, an einer Reitsportveranstaltung zu erscheinen oder teilzunehmen.
- Bei Start der Grundimmunisierung darf das Pferd ab dem achten Tag der zweiten Impfung erstmalig an einer Veranstaltung teilnehmen.
Die erste Grundimmunisierung sollte bei einem Fohlen frühstens mit sechs Monaten stattfinden.
Welche Impfungen sind empfehlenswert?
Vom Schweizerischen Verband für Pferdesport bestehen keine weiteren Verpflichtungen zusätzlicher Impfungen. Die folgenden werden aber empfohlen:
- Tetanus / Starrkrampf (dringend empfohlen)
- Herpes
- Tollwut
Welche Krankheiten stecken hinter den Impfungen?
Pferdegrippe:
In der Fachsprache, auch Pferdeinfluenza genannt, ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege bei Pferden. Bei einer unbehandelten Pferdegrippe kann es zu einer Lungen- oder Herzmuskelentzündung kommen. Ähnlich wie bei der “Menschlichen Grippe” sind die Symptome Husten und Fieber auch bei den Pferden typisch. Ausserdem tritt allgemeine Schwäche, Lustlosigkeit und Appetitlosigkeit auf. Ausfluss aus der Nase und den Augen und Atemnot können vorkommen. Die Pferdegrippe kann nicht geheilt, sondern nur die Symptome gelindert werden.
Pferdeinfluenza ist hoch ansteckend und kann nicht nur von Pferd zu Pferd, sondern auch über Futterkrippen, Sattelzeug und ähnliches übertragen werden. Die Grippe wird über Tröpfcheninfektion, also Husten oder Niesen, verbreitet.
Um eine schnelle Verbreitung und einen schweren Verlauf zu verhindern, ist eine Impfung unverzichtbar.
Starrkrampf:
Starrkrampf oder auch Tetanus genannt, wird durch ein Bakterium ausgelöst. Die Krankheit ist nicht ansteckend, kann für das Pferd aber tödlich enden. Aufgelesen wird das Clostridium Tetani Bakterium durch tiefe, dreckige Wunden. Da sich die Bakterien in der Erde befinden, gelangen sie durch den Dreck in die Wunde. Tief in der Wunde bildet das Bakterium ein Gift, welches auf Nerven, das Rückenmark und den Hirnstamm zugreift. Die typischen Symptome von Tetanus können erst Tage oder Wochen später auftauchen. Symptome können starke Schreckhaftigkeit, Vorfall des dritten Augenlids, Verkrampfungen der Muskulatur, vermehrter Speichelfluss oder sogar Atemnot sein. Die Verkrampfungen werden immer schlimmer, was am Schluss dazu führt, dass das Pferd steif umfällt. Entwickelt das Pferd ausserdem eine Verkrampfung der Atemmuskulatur, kann dies zu Atemnot und schlussendlich zum Tod führen. Da Pferde anfällig auf Tetanus sind, ist eine Impfung sehr wichtig.
Herpes:
Vom Equine Herpes Virus gibt es unterschiedliche Typen, welche sich in verschiedenen Folgeerkrankungen äussern können.
- Typ 1: Erkrankung der Lunge, Fehlgeburten und Lähmungserscheinungen
- Typ 2: Augenentzündung
- Typ 3: Bläschenbildung an den Genitalien (Deckseuche)
- Typ 4: Atemwegerkrankungen und Lähmungserscheinungen
Überwiegend treten beim Pferd Typ 1 und 4 auf. Eine Infektion mit der Krankheit geschieht oft schon im ersten Lebensjahr. Eine Ansteckung, welche die Erkrankung auslöst, erfolgt meist durch bereits kranke Pferde oder durch Pferde, die das Virus ohne Symptome zeigen. Gegenstände oder Personen, welche in Kontakt mit dem Virus waren, können ebenfalls Überträger der Krankheit sein. Infizierte Gegenstände bleiben dies bis zu sieben Wochen nach dem Kontakt mit dem erkrankten Pferd.
Die Therapiemöglichkeiten von Herpes sind sehr beschränkt. Konkret gegen Herpesviren gibt es keine Behandlung. Lediglich die auftretenden Symptome können behandelt werden, und das Immunsystem kann zum Beispiel durch hoch konzentrierte Vitaminpräparate unterstützt werden. Wichtig ist, dass das Pferd gegen Herpes geimpft wird. Die Impfung ist aber nur Sinn erbringend, wenn die gesamte Gruppe von Pferden geimpft ist. So kann dem Risiko der Übergabe und der Infektion in der Gruppe entgegengewirkt werden.
Tollwut:
Tollwut ist eine durch Bisse übertragene Infektionskrankheit. In Europa handelt es sich bei den infizierten Tieren, die die Krankheit übertragen, vor allem um Füchse und Marder. Nach dem Biss dauert es zwischen 23 und 99 Tagen, bis das Virus ausbricht. Diese Zeit nennt man Inkubationszeit. Während dieser Zeit breitet sich das Virus an der Eintrittstelle aus und folgt den Nervenzellen über das Rückenmark bis ins Gehirn. Zum Schluss werden weitere Organe und Gewebe befallen, wo eine erneute Vermehrung des Virus stattfindet.
Die Symptome einer Tollwuterkrankung sind sehr vielseitig. Es zeigen sich Verhaltensstörungen in Form von Unruhe, Aggressivität oder Apathie. Körperliche Symptome beginnen meist kaum merklich mit Bewegungsstörungen und können bis zu Schwäche der Hinterhand und Festliegen reichen. Zusätzlich sind typische Symptome für Tollwut die folgenden:
- Fieber
- Hypersexualität -> über die Norm herausgehendes sexuelles Verhalten
- Juckreiz
- Tremor -> Bewegungsstörung mit unwillkürlichen, sich rhythmisch wiederholenden Bewegungen.
- Blindheit
- Grosse Speichelmengen
Leider ist eine sichere Diagnose vor dem Tod des Pferdes nicht möglich. Anhand der Symptome kann eine Verdachtsdiagnose erstellt werden. Bei diesem Verdacht ist keine Therapie möglich, und der Verlauf der Krankheit endet immer mit dem Tod des Pferdes. Dies zirka eine Woche nach Beginn der oben genannten Symptome.
Welche Impfungen braucht es für einen Auslandsstart?
Um an einem internationalen Wettkampf der fédération equestre internationale, auch fei genannt, teilnehmen zu dürfen, ist ebenfalls die Pferdegrippeimpfung erforderlich. Diese darf höchstens sechs Monate und muss mindestens 21 Tage alt sein.
Zur Einreise in andere Länder können jeweils spezifische Vorschriften gelten. Wichtig ist hier vor allem, dass alle Dokumente und Papiere der Pferde auf dem neusten Stand sind und mitgeführt werden.
Trainieren nach dem Impfen
Nach der Impfung deines Pferdes solltest du ihm zwei bis drei Tage Ruhe gönnen. Leichte Bewegung kann sich positiv auf das Pferd auswirken, allerdings besser keine strengen Trainings oder Turniere. Der Organismus des Pferdes ist nach einer Impfung mit dem Aufbau von Abwehrstoffen beschäftigt und somit etwas geschwächt.
Tipp
Um mehr über die genannten Krankheiten oder auch andere gesundheitliche Dinge über Pferde zu erfahren, ist die Website flexikon.doccheck.com sehr nützlich.