Interview mit einem Hufschmied in Ausbildung (Teil 2)

Rund 60 junge Männer und Frauen befinden sich aktuell in der Ausbildung zum Hufschmied. Was die Faszination dieses Berufes ist und was man dazu braucht, erzählt Janik Rüeger im Interview.

Was war der entscheidende Grund, die Lehrstelle im Nationalgestüt auszuwählen?

Die ersten drei Tage, die ich im Schweizer Nationalgestüt geschnuppert habe, waren komplett anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Bisher war ich nur bei privaten Schmieden, welche bis zu zehn Pferde pro Tag beschlagen. Im SNG sind es rund vier bis fünf Pferde pro Tag. Am Nachmittag wird vor allem mit Metall gearbeitet, geschmiedet oder andere Dinge erledigt, wie zum Beispiel Kutschen repariert. Am Anfang fand ich das nicht so toll, da ich zu sehr davon ausgegangen bin, dass die Ausbildung vor allem daraus besteht, Pferde zu beschlagen und weniger aus Metallarbeit. Als ich noch einmal eine Woche schnuppern konnte hat sich diese Ansicht dann schlagartig geändert. Schon beim Schnuppern wurde ich herzlich von den anderen Lernenden im Gestüt aufgenommen. Am Anfang der Lehre entwickelte sich eine richtige «Haras Equipe». Somit hat für mich nicht nur der Beruf perfekt gepasst, sondern auch das Umfeld. Nach weiterem Schnuppern im SNG wurde mir direkt eine Lehrstelle angeboten, was ich sehr geschätzt habe.

Welche Anforderungen werden an einen lernenden Hufschmied gestellt?

Ich denke, diese Ausbildung sollte man nur wählen, wenn man eine Verbindung zu Pferden hat. Es ist schwierig, die Liebe zu diesen Tieren nachzuvollziehen, wenn man selbst nichts mit Pferden zu tun hat. Was man sicher auch nicht unterschätzen darf, ist die physische Verfassung. Es ist von Vorteil, wenn man eine gute Grundpostur und physische wie auch psychische Kraft mitbringt. In diesem Job muss man oft auch etwas einstecken können, ob es im Umgang mit den Pferden oder mit den anderen Hufschmieden ist. Besonders der Übergang von der Schule, in der man sehr zuvorkommend behandelt wird, in eine Schmiede, wo vielleicht auch mal in einem härteren Ton gesprochen wird, ist nicht immer leicht.

Wie sieht nun nach der Hälfte der Ausbildung dein Berufsalltag aus?

Ich stehe jeden Morgen entweder um 5:00 Uhr auf, wenn ich mit dem Zug fahre oder um 5:30 Uhr, wenn ich mit einer Kollegin fahren kann. Da ich selbst noch nicht Autofahren darf, ist es noch etwas kompliziert nach Avenches zu kommen. Um 6:50 wird in der Cafeteria noch ein Kaffee getrunken und der Tagesplan besprochen, was aber vor allem für die Bereiter und Fahrer ist. Um 7:00 Uhr ist Arbeitsbeginn und wird beschlagen zirka vier Pferde, bevor es gegen den Mittag oder Nachmittag an die Metallarbeiten, Schlosserarbeiten, Schmiedearbeiten oder ans Fahren mit den Hengsten geht. Nach dem Mittagessen treffen wir uns anschliessend alle in der Cafeteria zu einem Kaffee, was ich sehr schön finde. Am Nachmittag wird, wie schon erwähnt, meistens mit Metall gearbeitet oder manchmal wird mit den Pferden ausgefahren. Auch die Lernenden der Schmiede dürfen im SNG das Fahrbrevet machen. Um 17:00 ist Feierabend, vorher wird meistens noch die Schmiede geputzt und aufgeräumt. Ich bin dann um zirka 18:30 Uhr wieder zu Hause. Ich schätze es sehr, so fixe Arbeitszeiten zu haben.

Wie sieht der schulische Teil der Ausbildung als Hufschmied aus?

Einmal in der Woche besucht man die Berufsschule in Olten. Im Berufskundeunterricht hat man das Fach betriebliche Grundlagen, was Themen wie Maschinen, Werkzeug, Fertigungstechniken, Schmieden und Hämmer beinhaltet, sowie das Fach Hippologie/Pferdekunde was einem über die Psychologie und Physiologie des Pferdes aufklärt. Der Schmied sollte vom Huf bis zum Karpalgelenk gleich viel wissen wie der Tierarzt. Normalerweise wird bei Problemen oberhalb dann ein Tierarzt hinzugezogen. Zweimal im Jahr werden wir deshalb auch von einem Tierarzt unterrichtet, welcher Dinge wie die Verdauung oder Krankheiten mit uns anschaut.

Welches war das schönste/schlimmste/erfolgreichste und spannendste Erlebnis in deiner Ausbildung?

Diese und viele weitere Antworten könnt ihr nächste Woche hier nachlesen…

 

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